Lesung Thomas Bernhard Meine Preise

Lesung #3

Freitag, 31. März 2017 | 20 Uhr

Sprecher

Martin Pfisterer
Thomas Bernhard
MEINE PREISE
Copyright 2009 Suhrkamp Verlag Frankfurt Am Main

Der 2009 erstmals publizierte Text ist für Bernhard- Liebhaber eine Sensation. Eine fulminante Prosakomödie auf dem höchsten Stand der Bernhardschen Kunst. Die absurden und grotesken Begebenheiten, zu denen sich die Umstände der ihm verliehenen literarischen Auszeichnungen entwickelten, werden vom großen Übertreibungskünstler schonungslos aufgedeckt … Schon die Annahme des Kleinen Österreichischen Staatspreises 1968 muss eine nahezu unerträgliche Qual für ihn gewesen sein. Allein, dass es nur der Kleine und nicht der Große Österreichische Staatspreis ist, bringt ihn auf. Diesen habe doch »schon jedes schreibende Arschloch bekommen«, dieser sei eine Gemeinheit für jeden Schriftsteller über dreißig, schreibt der damals 36 Jahre alte Bernhard, »und da ich schon beinahe über vierzig bin, ist er eine ungeheure Gemeinheit«. Die Fahrt zur Preisverleihung empfindet er wie eine »Fahrt zu einer Hinrichtung« und die Laudatio, die dann ein Minister auf ihn hält, bestätigt seine schlimmsten Befürchtungen. Dass er Abenteuerromane verfasse, muss er hören, dass er ein in Österreich zu Gast weilender Holländer sei und noch weitere in »Stumpfsinn gekleidete Falsifikate«.
Immerhin: Bernhard wehrt sich. Seine Dankesrede sorgt für einen Skandal. »Wir sind Österreicher, wir sind apathisch«, sagt Bernhard unter anderem, »wir sind das Leben als das gemeine Desinteresse am Leben …« Es folgen der Abgang des Ministers und seines Gefolges: fluchend, türenschlagend, Fäuste schüttelnd. Und anderntags Berichte in den österreichischen Zeitungen, in denen Bernhard als »Nestbeschmutzer« bezeichnet wird. Von nun an hat Bernhard seinen lebenslangen Ruf als Österreich-Beschimpfer und Heimathasser weg. Einen Ruf, den er leidenschaftlich pflegt. Noch zwei Tage vor seinem Tod 1989 verwahrt er sich testamentarisch »nicht nur gegen jede Einmischung, sondern auch gegen jede Annäherung dieses österreichischen Staates meine Person und meine Arbeit betreffend in aller Zukunft«.

www.martin-pfisterer.de

Eintritt
10 Euro (Abendkasse)
Der Eintritt kommt dem Künstler zugute.

Anmeldung
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