# 12 Robert Förch
raumwerk #12
Ausstellung
Robert Förch – Orte der Erinnerung
Linolschnitt
»In einer Stunde durch Europa«
titelt die Süddeutsche Zeitung.
Ausstellungsdauer
06. Oktober – 13. November 2021
Künstlerführung
Ort: Kunststück | Herrenstraße 16 | 86911 Dießen
Termin: 17.10.2021 12 Uhr
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.
Einlass nur mit bestätigter Voranmeldung über E-Mail.
Bitte nur mit Impfnachweis oder Genesenenausweis.
Die Ausstellung findet an zwei Orten statt:
raumwerk – München Westend »
Kunststück – Dießen am Ammersee »
Die Ausstellung zeigt einen Querschnitt aus 60 Schaffensjahren des 1931 geborenen Künstlers – mit Fokus auf den Handdrucken des farbigen Linolschnitts. Diese machen mit mehr als 300 Werken den größten Teil von Robert Förchs Schaffen aus, das außerdem Radierungen, Lithografien, Gouachen und Zeichnungen umfasst. Förchs Leidenschaft für den Linolschnitt wurde während seines Studiums an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart durch seinen Lehrer Professor Karl Rössing geweckt. Wie dieser gehört Förch zu den Künstlern, die den Linolschnitt in der Kunstgeschichte etablierten.
In seinen mehrfarbigen Handdrucken erreicht Förch mit dem Linolschnitt eine malerische Qualität, die üblicherweise nicht mit dieser Hochdrucktechnik in Verbindung gebracht wird. Sanft in den Farben, kraftvoll im Ausdruck, ziehen die grafischen Bilder die Betrachter in ihren Bann. In gedämpften Blau-, Grün- und Graunuancen zeigen sie Kulturlandschaften, Gebäude und Plätze von atmosphärischer Wirkung. Maßgeblich ist die subjektive Empfindung, nicht die naturalistische Treue zu den dargestellten Motiven. So wirklichkeitsnah Förchs Bilder erscheinen, tragen sie doch etwas Surreales, Entrücktes in sich. Ansichten, die einem soeben noch bekannt und vertraut vorkommen, wirken bei genauer Betrachtung wie aus einer anderen Welt. Der Förch-Kenner und Kunsthistoriker Dr. Günter Baumann bringt es auf den Punkt: „Diese Vertrautheit mit dem Gesehenen und zugleich die stimmungsmäßige Distanziertheit machen den irritierenden wie faszinierenden Reiz eines künstlerischen Schaffens aus, das seinen vollendeten Ausdruck in der scheinbar abgelegenen Technik des Linolschnitts fand.“
Nicht die touristischen Attraktionen sind es, die Förch interessieren, sondern Nebenschauplätze – ein Bauzaun an einer italienischen Kirche, ein Gartentor mit auffliegenden Vögeln, eine vergitterte Reblandschaft in Frankreich, Graffiti an einer Mauer. Allen motivgebenden Orten ist gemeinsam, dass sie von Menschenhand geprägt sind. Menschen selbst sind auf den Bildern selten zu sehen, aber immer spürbar – als wären sie gerade noch dagewesen oder würden gleich wiederkommen.
Der handwerkliche Arbeitsprozess des Linolschnitts ist körperlich anstrengend, braucht Zeit und Konzentration. Robert Förch fertigt vor Ort Skizzen und Zeichnungen, im Atelier entsteht der Entwurf. Dabei zerlegt er das Motiv in verschiedene Bildebenen und überträgt diese auf die Linolplatten – jede Farbe erhält ihre eigene Druckplatte, in der Regel vier bis fünf pro Bild. Sodann schneidet der Künstler die Druckstöcke und beginnt nach ersten Probedrucken mit dem eigentlichen Druckprozess. Dabei werden die einzelnen Druckplatten eingewalzt und sorgsam von Hand übereinander gedruckt. So fügen sich die einzelnen Druckmotive Schicht um Schicht wieder zu einem Ganzen. Das Motiv erfährt durch dieses Zerlegen und erneute Zusammensetzen eine künstlerische Abstraktion, durch die Förch das für ihn Wesentliche hervortreten lässt.
Mit seiner behutsam gelenkten Kraftübertragung durch Handballen und Fingerkuppen auf das Papier ermöglicht der Handdruck lebendig strukturierte Flächen mit fast malerischer Wirkung. So kann lasierend gedruckt werden – die Flächen erscheinen dann transparent, lassen die tiefer liegende Farbschicht durchscheinen. Auch das Überdrucken mehrerer Farbschichten ist möglich. Förch ist ein Meister darin, die Ausdrucksmöglichkeiten des Linolschnitts differenziert einzusetzen. Seine Farbflächen sind lebendig und haben trotz der insgesamt zurückgenommenen Farbigkeit eine Strahlkraft mit überraschenden Akzenten.
Pro Motiv gibt es in der Regel vier, maximal 12 vorgesehene Drucke, die sich jedoch deutlich voneinander unterscheiden können – so gesehen ist jeder Druck ein Unikat: »Keines der Blätter gleicht dem anderen vollständig in den koloristischen Nuancen« (Dr. Günter Baumann). Manchmal wechseln die Farbstimmungen von Druck zu Druck sogar gravierend. So kann sich ein geheimnisvoll gelber Himmel beim nächsten Blatt in ein dunkelgraues Firmament verwandelt haben, das eine zuvor nicht dagewesene Schwere ins Bild setzt. Diese Abweichungen bei ein- und demselben Motiv belegen, wie sehr Förch gerade bei der Wahl der Farbigkeit von der Wirklichkeit abweicht – Förchs Orte in Europa sind Orte der Erinnerung und der Möglichkeiten.